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Botschaften platzieren: Über Facebook auf BILD.DE

Wie platziere ich Botschaften der Bundestagsabgeordneten Christina Schwarzer in sozialen Netzwerken und in der Presse? Erfahre am folgenden Beispiel alles über meine Vorgehensweise.

Seit der verstärkten Immigration von asylsuchenden Menschen nach Deutschland werden wir mit einem bei uns längst vergessenen Phänomen konfrontiert: der Kinderehe. Besonders in Staaten wie Syrien, Irak oder Afghanistan wird diese aus unterschiedlichen Gründen praktiziert. Diese Form der Eheschließung widerspricht strikt Christinas Auffassung von Kinderschutz und auch die Bundestagsfraktion der CDU/CSU ist dagegen. Da Christina Schwarzer im Ausschuss "Familie, Senioren, Frauen und Jugend" Berichterstatterin für den Jugendschutz ist, haben wir uns frühzeitig mit diesem Thema befasst.

Dazu haben wir nicht nur relevante Publikationen durchgelesen, sondern auch eine komplette Sendung des Deutschlandfunks angehört, in der Betroffene, Beteiligte, Experten und Politiker zu Wort kamen. Zwar sagt einem schon der gesunde Menschenverstand zu Recht, dass ein 14-jähriges Mädchen nicht mit einem 43-jährigen Mann liiert oder gar verheiratet sein sollte. Doch als seriöser Politiker muss man alle Pro und Contra kennen. Daher notierten wir uns Argumente und Namen von Fachleuten und Nicht-Regierungsorganisationen, die sich zur Kinderehe äußerten und entwickelten unsere Botschaften und Forderungen:

1. Öffentliche Kritik an der Kinderehe

2. Annullierung der im Ausland geschlossenen Kinderehen

3. Grundsätzliches Verbot der Kinderehe in Zukunft (also auch die Abschaffung der bisherigen Möglichkeit, ab dem vollendeten 16. Lebensjahr heiraten zu dürfen, Einverständnis des/der Erziehungsberechtigten vorausgesetzt)

In diesem Fall sahen wir unsere Vorstellungen durch relevante Stakeholder, wie die Vereinten Nationen oder Terre des Femmes bestätigt. Soweit zur Vorbereitung im Herbst 2016.

Als ich am 29. Oktober, es war ein Samstag, Zeit mit meinem Kind verbrachte, erreichte mich gegen 10:30 Uhr eine Nachricht von meiner Kollegin Denise Bittner, die in unserem Team als wissenschaftliche Mitarbeiterin an bundespolitischen Themen arbeitet. Sie schickte einen Artikel von BILD.DE, der mitten in der Nacht online gegangen war. Schlagzeile:

Maas will Kinderehen NICHT verbieten!

Ich las den Text (es ging um einen Referentenentwurf aus dem Bundesjustizministerium, der im Ausland geschlossene Kinderehen in einigen Fällen als legal betrachtete) und schaute auf die Feeds der anderen Bundestagsabgeordneten, die sich mit dem Thema "Kinderschutz" beschäftigen - es war nichts los. Wochenendstimmung. Ab diesem Moment bekam mein Nachwuchs die versprochene Dosis KIKA und ich fuhr den Rechner hoch. Mein Ziel: Als Erster ein so eindeutiges Statement zu liefern, dass die Öffentlichkeit Christina Schwarzers Haltung wahrnimmt. In einem kurzen Chat teilten wir unsere Aufgaben auf: Christina verfasste ein Facebook-Posting, Denise schrieb ein kurzes Positionspapier, ich entwickelte eine Kachel mit einem Slogan, der Denise eingefallen war:

Kinder gehören in die Schule, nicht ins Ehebett

Nach ca. 30 Minuten war dieses Posting online. Es ...

  • enthielt den Link zum BILD-Artikel mit meiner Kachel, die ich gegen das ursprünglich Foto ausgetauscht habe 
  • war emotional und persönlich geschrieben
  • beinhaltete Verlinkungen auf die verantwortlichen politischen Mitbewerber SPD und Bundesjustizminister Heiko Maas
  • nutze die Möglichkeit des Taggings (sauer hier: Deutscher Bundestag)
Christina-Schwarzer-Kinderehe-verbieten-Facebook

Und während das Posting anfing, bei Facebook jegliche Rekorde an Likes, Kommentaren und Shares zu brechen, verfasste ich anhand des Positionspapiers unsere Pressemitteilung. Diese stellte ich erst auf unsere Webseite und verschickte sie dann inkl. Porträtfoto von Christina sowie Facebook-Kachel an unseren Presseverteiler.

Christina-Schwarzer-Kinderehe-verbot-Pressemitteilung

Gegen 12:00 Uhr widmete ich mich wieder dem Wochenende und achtete zwischendurch auf die Kommentare unter dem Posting - einige mussten auf Grund von Hassrede gelöscht werden. Gegen 16:00 Uhr erreichte mich ein Google-Alert mit folgendem Titel auf BILD.de:

Maas will von seinem Skandal-Gesetz NICHTS mehr wissen​!

Durch unsere gründliche Vorbereitung, unser Teamwork und schnelle Reaktion außerhalb unserer normalen Arbeitszeit war Christina Schwarzers Botschaft gegen die Kinderehe perfekt auf Deutschlands meistgelesener News-Seite platziert. Und die Ausnahmeregelung im Entwurf des Justizministeriums augenscheinlich vom Tisch. Darf ich zugeben, dass wir uns riesig über den politischen und PR-Erfolg gefreut haben? :-)

Christian-Schwarzer-Bild-Kinderehe-Verbot
Christina-Schwarzer-Foto-BILD-Kinderehe

Auch bei Facebook konnten sich die Ergebnisse sehen lassen: die Reichweite lag insgesamt bei rund 50.000 Kontakten (davon ca. 42.000 organisch, der Rest kam durch eine bundesweite Werbeschaltung zu Stande), es gab 497 Reaktionen (Gefällt mir), der Beitrag wurde 341 geteilt und 68 Mal kommentiert:

Screenshot-Facebook-Kinderehe-verbieten

Nach ein paar Tagen einigten sich die Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU und SPD auf ein ausnahmsloses Verbot der Kinderehe, welches nun vom Bundesjustizminister Maas erarbeitet wird. Am 08. November konnten wir das Thema vorerst abschließen:

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Wir haben seit März 2016 mehrmals solche "PR-Volltreffer" erreicht und ich freue mich auf noch mehr in diesem Jahr! Ich hoffe, Du hast einen vernünftigen Einblick in meine Vorgehensweise erhalten. Hast Du Fragen oder möchtest Feedback loswerden? Dann schreibe mir gerne an mail@philippgraefe.de

Fotos Christina Schwarzer: Anne Hoffmann

Screenshots BILD.DE: HIER und HIER