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Politisch bloggen: Bitte mit Gefühl

09.05.2019

Wenn die Konrad-Adenauer-Stiftung zu einem umfassenden Kommunikationsworkshop in Berlin ruft, bin ich gerne dabei. Und diesmal als Dozent 😉 Mein Ziel: Den Teilnehmern zu vermitteln, dass politische Kommunikation kostengünstig und mit bereits vorhandenen Mitteln schnell professionalisiert werden kann. Und sollte. Newsletter kreieren, bloggen, Podcasts machen – alles kein Hexenwerk, wenn man Neugierde, Kenntnisse der Zielgruppe(n) und einen Computer sowie ein Smartphone mitbringt.

Einer meiner wichtigsten Tipps: Bloggen lohnt sich. Ob bei Facebook, Instagram, LinkedIn, auf der eigenen Webseite oder auf einer der zahlreichen Blogging-Plattformen – die eigenen Inhalte sollten ins Netz. Dabei gilt es, stets auf die potentiellen Empfänger der eigenen Botschaften zu achten. Menschen wie du und ich werden sich kaum für reine Wahlwerbung, elend lange Wahlprogramme, endlose Zahlenreihen oder plumpe Propaganda-Parolen interessieren. Emotionen, Geschichten und Hintergründe sollten nicht unter den Tisch fallen. Bevor es mit den Beispielen losgeht, ein Hinweis vorneweg: Ich distanziere mich ausdrücklich von jeglichen Inhalten der Protagonisten, die ich gleich vorstelle. Mir geht es nicht um das WAS, sondern um das WIE.

Negatives Beispiel

Katarina Barley ist die ehemalige Generalsekretärin der SPD, frühere Familienministerin, derzeit Justizministerin und Spitzenkandidatin der deutschen Sozialdemokraten bei den Wahlen zum Europaparlament. Sie hat rund 30.000 Facebook-Fans und ist auf Grund ihrer Ämter deutschlandweit bekannt. Positiv: Sie postet regelmäßig auf Facebook. Negativ: Fast alle Beiträge enthalten nur kurz gehaltene politische Parolen. Auf Argumente, Begründungen oder eine persönliche Note, die man von einem Menschen normalerweise erwartet, wird verzichtet. Und obwohl Facebook die Möglichkeit bietet, über 63.000 Zeichen zu schreiben, werden konkrete Inhalte auf Webseiten ausgelagert. Meiner Ansicht nach kommuniziert Katarina Barley in einem sozialen Netzwerk nicht wie ein Mensch, sondern wie ein Wahlkampf-Plakat.

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Screenshot: Dr. Katarina Barley bei Facebook im Rahmen des Zitatrechts

Sie hätte über Ihre sicherlich vorhandene Verbindung zu Thorsten Schäfer-Gümbel schreiben können. Sie hätte ein Foto mit dem Spitzenkandidaten veröffentlichen können (um rechtlich auf Nummer sicher zu gehen, ist das Foto hier nicht zu sehen – es zeigt Frau Barley in einer Menschengruppe, bei der man nur die Hinterköpfe ihrer Gesprächspartner sieht). Sie hätte die richtigen Antworten wenigstens in Teilen aufzählen können, statt den Leser wegzuschicken. Das Ganze wirkt wie ein schnell zusammengezimmertes Wahlplakat, nur eben nicht an der Laterne, sondern bei Facebook. Nicht besonders sozial und meiner Meinung nach schlicht unglaubwürdig.

Positives Beispiel:

Einer der interessantesten Polit-Blogger ist für mich Jürgen Kasek. Er ist Jurist und war lange Zeit bei den Grünen in Sachsen aktiv, zuletzt prominent als Landesvorstandssprecher. Seine politischen Ziele kommuniziert er in beinahe jedem Facebook-Post: Kampf gegen Rechtsextremismus, Förderung der Antifa und grundsätzliche Befürwortung zivilen Ungehorsams. Er erläutert Geschehnisse ausführlich, in dem er häufig aktuelle und persönliche Ereignisse mit seiner ideologischen Sicht auf das jeweilige Thema verknüpft. Auch mangelt es ihm nicht an Humor und (Selbst)ironie. Er bloggt regelmäßig und bringt seine Leser dazu, Beiträge zu kommentieren und miteinander zu diskutieren. Auch wenn ich seine politischen Vorstellungen und Problemlösungsansätze größtenteils ablehne – seine Art zu bloggen ist ein Beispiel für gelungene politische Kommunikation.

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Screenshot: Jürgen Kasek bei Facebook im Rahmen des Zitatrechts

Wenn du noch weitere Beispiele hast, dann schick Sie mir gerne an mail[AT]philippgraefe.com.

Beim KAS-Workshop habe ich die Teilnehmer ermutigt, in ihren (zukünftigen) Blogs lieber mehr zu schreiben, als zu wenig. Gedanken, Gefühle, Ziele, Ideen sollten ausführlich – und damit menschlich – kommuniziert werden. Die Tagesaufgabe lautete, einen Blogbeitrag über den Workshop zu schreiben. Zwei Teilnehmer haben mir erlaubt, ihre Blog-Artikelhier zu veröffentlichen:

Karin Kneissler.: Wie kam ich darauf dieses Seminar zu buchen?

Ich, Karin Kneissler möchte in den Gemeinderat von 20.000 Einwohnern mit einziehen. In den Kreisrat vom einem Flächenlandkreis mit 16 Gemeinden. Bisher ohne einen Newsletter, geschweige denn einen Blog geschrieben zu haben. Motivation: Auf jeden Fall super geklappt, dank der Unterstützung in der Community. Der 1. Podcast ist eingestellt auf meinem Politiker Facebook Profil. Yeah. Ein Anfang ist gemacht. Wie geht es weiter? Eine feste Zeit wird jeden Tag im Kalender eingetragen: Bezeichnung Social Media. Ich habe Links und Methoden kennengelernt. Hier bin ich mir sicher, dass Sie mir weiterhelfen werden bei meiner politischen Arbeit. Wichtig für mich: Wie benutze ich Vorlagen: Was ist Mailjet , Canva? Wie organisiere ich einen automatisierten WhatsApp Mail Versand? Ich habe meinerseits eine erste Kampagnen-Liste erstellt. Zum Schluss sei erwähnt: Die Verhaltensecke wurde angesprochen ein großer Blog war der rechtliche Aspekt. Ich habe meinen Blickwinkel wesentlich erweitert zum Thema Digitalisierung. Vielen Dank.

Norman Weiß: Social-Media-Skills optimieren – worauf es ankommt

Mit dem Seminar unter dem Titel „Agenda Setting mit Newsletter, Blog und Podcasts“ bot die Konrad-Adenauer-Stiftung am 26. und 27. April 2019 politisch interessierten Multiplikatoren einen gelungenen Einstieg in die Arbeit mit den gängigen Social-Media-Formaten. Der Berliner Blogger und Podcaster Philipp Gräfe zeigte, worauf man als im politischen Raum agierender Kommunikationsexperte achten muss. Das sind für mich wichtige Themen, weil ich als Öffentlichkeitsbeauftragter der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam dafür zuständig bin, unsere Leistungen in Forschung und Lehre künftig besser und breitenwirksamer zu präsentieren. Außerdem möchte ich meine eigene Professur zukünftig mit meinen übrigen Social-Media-Aktivitäten – Blog, Facebook und Twitter – besser verknüpfen. Das Seminar hatte drei Schwerpunkte: Newsletter, Podcast und Blog. Philipp Gräfe führte jeweils in die notwendigen technischen Grundlagen ein, sprach die Anforderungen der DSGVO an und erläuterte bestehende Angebote und Formate, alles mit Beispielen unterlegt. Dabei zeigte er anhand der eigenen Projekte, der Homepage das Bundestagsabgeordneten Andreas Steier, der diese begleitenden Social-Media-Aktivitäten und des eigenen Politikpodcasts typische Anforderungen und mögliche Probleme auf. Trotz des unterschiedlichen Ausgangsstandes der Teilnehmenden gelang es dem Referenten nach meinem Eindruck, durch seine anschauliche Darstellung und die hilfreichen Beispiele uns allen Anregungen und weiterführende Informationen zu vermitteln. Für mich steht fest, dass die Teilnahme sich gelohnt hat. Erste Anregungen habe ich bereits umgesetzt und mit Canva einen Newsletter-Header kreiert.

Philipp Graefe Workshop Konrad-Adenauer-Stiftung Social Media

Mein Fazit: Bloggen lohnt sich in der Politik. Mache es regelmäßig, nenne Fakten, führe deine Argumente aus und sei dabei auch gerne emotional – damit deine Leser etwas davon haben. Mehr dazu auch in meinem Beitrag Bloggen in der Politik?

Hast du Fragen oder willst Kritik loswerden? Dann schreibe mir gerne an mail@philippgraefe.de. Meine Datenschutzerklärung findest du HIER